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Ich schütte Farbe in die rechte untere Ecke und fange sie mit Sand oder Asche auf. Weitere Schichten oben auf. Ich bewege das Material auf dem Objektkörper mit den Händen. Ich greife ein. Im Wortsinn. Wo mir etwas zu rau erscheint, glätte ich wieder. Erscheint mir eine Oberfläche zu glatt, reiße ich sie wieder auf.


Als Schöpferin meiner Welten ist es ein ständiges Agieren und dann wieder Reagieren auf das, was von alleine durch das Zusammentreffen der Materialien, durch Feuchtigkeit und Trocknungsprozesse geschieht. Es ist ein wenig wie das Nachvollziehen evolutionärer Prozesse.

Und es erinnert mich wieder an meine Kindheitsprägung in der Nähe des Meeres. Ich arbeite wie die Gezeiten. Ebbe und Flut. Wasser: Weich und sanft – hart und brutal. Rezeptiv – aggressiv. Immer aber gestaltet es. Als Ebbe erscheint das Meer sanft und saugend, entzieht sich, aber legt doch durch Abtrag tiefere Schichten frei. Verdecktes kommt zum Vorschein. Als Flut brandet es an, höhlt das Ufer aus, reißt Küsten ab, trägt aber auch neues Material heran. Zerstören und wieder aufbauen, verändern, ausgraben, Verdrängtes an die Oberfläche holen, verkrustete Strukturen aufweichen oder aufbrechen.

Das mache ich auf meinen Objektkörpern. Solange, bis ich mit der Gestalt meiner Welt einverstanden bin. Dann, wenn sie das Leben abbildet:

 

Nichts ist falsch.

Nichts ist unnötig.

Nichts ist vergessen.
Abbrüche und Umbrüche geschehen.

Narben bleiben.

Alles verändert sich.

Unter glatten Oberflächen lebt das Rohe und Raue.
Neben Gipfeln sind Abgründe.
Das Unschöne ist nicht hässlicher als das Schöne.
Nichts bleibt ohne Folge.
Unvereinbares existiert nebeneinander.

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