SIGRID
GERCKE
Es scheint, als habe sich mein Bedürfnis, in meinem bildnerischen Werk unter die Oberfläche zu tauchen und mit Rissen, Brüchen, Untiefen, Abgründen und Verletzungen zu arbeiten, in den letzten Jahren intensiviert. Aber ebenso wirken die Korrosionsprozesse und Verwerfungen im persönlichen Leben als Verstärker des eigenen bildnerischen Themas.
Meine Materialien: Acrylfarben und Erde, Asche, Kohle, Bitumen, Sand (aus verschiedenen Orten der Erde), Eisenpulver, Gips, Wachs, Steinmehle.
Mit meinen Händen, groben Werkzeugen bearbeite ich Flächen, auf denen ich eine neue quadratische Welt erschaffe.
Meist beginne ich unten rechts. Eine interessante Anmerkung einer befreundeten Kunsthistorikerin: In unserer westlichen Kultur sind wir es gewohnt, entsprechend unserer Schreibrichtung links oben den Anfang einer Erzählung zu vermuten und nach rechts weiterzulesen. Das Ende einer beschriebenen Seite ist demnach für uns rechts unten verortet. Auch Kunstwerke „lesen“ wir, gemäß unserer gewohnten Blickrichtung, von links nach rechts. Wenn ich nun – gegen die Lesegewohnheit – rechts unten mit meinem Bild anfange (am „Ende der Seite“), so rolle ich sozusagen meine Geschichte von hinten auf. Ich entwickle meine Bilder „rückblickend“.
© 2018 Sigrid Gercke